Li CiWen, Hiddensee, 7. Februar
Maren und Charlotte hatten Li am Abend nach ihrer Rückkehr aus Rostock von der Pension aus angerufen und die freudige Nachricht überbracht, dass die Fähren am nächsten Tag wieder fahren würden. Außerdem schilderte ihm Charlotte detailliert, wie die Gegenüberstellung gelaufen war. Er konnte sich gut in die Kriminalhauptkommissarin hineinversetzen. Nach Jahren in der organisierten Kriminalität hatte er oft genug erlebt, dass man die Schuldigen nicht zu fassen bekam. Zumal Cheung nur ein kleiner Fisch, eine empathiefreie Drohne, ein Auftragskiller war. Die Drahtzieher hatten Lim Tok und er auf Lamma gesehen. An die würden sie, sobald nicht herankommen. Jedoch konnte man gehörig Sand ins Getriebe kippen. Li CiWen wollte Cheung nicht davonkommen lassen. Er rief seinen Kontaktmann in der Botschaft an und erklärte ihm die Situation. Die hatten Mittel und Wege, den Aufenthalt des Mafiosos zu verlängern. Außerdem grasten die Engländer ihre Datenbanken nach Cheung ab. Selbst wenn sie ihn am Ende nicht verurteilen konnten, für die Drei Harmonien war er verbrannt.
Sein nächster Anruf galt dem Freund der Familie. Fabian Meyerfeld konnte endlich ein wenig Klarheit in die Boshanlu-Sache bringen. Es gab nach dem Krieg den Verdacht, dass die alten Reeschs, beim Versuch zu Hamstern sich an dem Eigentum der Hinrichs vergriffen hatten. Möglicherweise hatten sie das Teil auf dem schwarzen Markt verkauft und so ist es dann nach England gelangt. Wie die Thomas‘ das Boshanlu zur Insel zurückverfolgen konnten, blieb ein Rätsel. Vielleicht war es aber auch genau andersherum und Arnim Reesch hatte die Thomas‘ auf sich gebracht. Auf jeden Fall bestanden Chancen, dass die Hinrichs gänzlich aus dem Fall heraus blieben. Außerdem ergab die Überwachung von Christine Thomas im Moment keinen Hinweis darauf, dass sie Informationen weitergeben konnte. Die Insellage spielte ihnen in die Hände.
Li CiWen beschloss, den letzten Tag in Rostock ein wenig zu genießen. Er bummelte zu den Orten, von denen ihm sein Großvater erzählt hatte und die indirekt seine Geschichte geschrieben hatten. Die Lagerstraße lag unter einer dicken Schneedecke. Anstelle der alten Weingroßhandlung stand ein schmuckloses Gebäude mit einer großen Toreinfahrt. Er ging weiter hinunter Zum Strande und blickte über die Warnow nach Gehlsdorf. Großvater hatte ihm erzählt, dass Lisas Eltern da drüben wohnten und sie letztlich im Streit auseinandergingen. Hier irgendwo lag auch der Schoner Otto Artel, der Hans und Lisa in das größte Abenteuer ihres Lebens mitnahm. Li CiWen fragte sich, wie er sich entschieden hätte. Ja, heute war das alles kein Problem mehr – theoretisch zumindest. Aber vor hundert Jahren? Ihm wurde bewusst, dass Hans und Lisa nicht nur gute Menschen mit einem großen Herz waren, sondern auch besonders mutig. Er ging ein Weilchen die Strandstraße entlang und wandte sich dann zum Neuen Markt. Es war Freitag Abend. Mit etwas Glück konnte er in der Ratsapotheke noch Halspastillen, Lippenbalsam, Sonnencreme und was man sonst auf der Insel brauchte, kaufen. Großvater erzählte, dass sie sich dort wie Trockenfisch vorkamen. Seine junge Frau kämpfte tapfer für ihren weißen Teint. Verlor am Ende jedoch, da kein Sonnenschirm dem Wind standhielt und die Sonne sowieso von überallher reflektiert wurde. „Keine Insel für chinesische Frauen“, sagte der alte Li Li. Damals kaufte Hans mehrere Kilos von Gädeckes Kokain, Erythroxylin genannt, in der Ratsapotheke. Auch sein Großvater hatte von dieser Charge gekostet, als ihm ein vereiterter Backenzahn extrahiert werden musste. Verrückt, dachte Li CiWen, wie viele Kreise sich hier schlossen.
Li CiWen brach früh auf. Das grauenhafte Wetter der letzten Tage war endlich vorbei. Die erste Fähre sollte um zehn Uhr von Schaprode abfahren. Er fuhr der Sonne entgegen. Bald würde er Maren wiedersehen. Leider zog sich der Fall immer weiter hin. Der Kommissarin fehlten handfeste Beweise. Er hatte so ein paar Ideen, wie er den Prozess beschleunigen konnte. Sein Telefon klingelte.
„Wei?“, hörte er Maren am anderen Ende.
„Guten Morgen Maren! Was gibt es?“
„Nichts Gutes. Es gibt einen zweiten Toten. Arnim Reesch ist tot. Er ist auf die gleiche Weise ums Leben gekommen, wie auch Reginald Thomas.“
„Verdammt!“, sagte Li CiWen. „Ich habe sowas beinahe kommen sehen. Habt ihr gemacht, um was ich euch gebeten habe?“
„Ja, ich erzähl dir alles, wenn du hier bist. Nicht am Telefon. Nur soviel, du hattest recht.“
„Alles klar. Ich bin schon auf Rügen und werde gleich in Schaprode ankommen. Bis gleich, mein Schatz.“
In dem Moment, wo er das Gespräch beendet hatte, fuhr er auf den großen Schaproder Fährparkplatz. Die Fähre lag schon an dem Pier. Es warteten sehr viele Menschen darauf, auf die Fähre gehen zu können. Li CiWen holte sich ein Ticket. Meine Güte, dachte er, so viele Menschen wollen auf diese Insel und noch dazu im Februar. Er war gespannt, was ihn da drüben erwartete.
An Bord ging er die Treppe hoch ins Restaurant, setzte sich an ein Fenster und schaute interessiert zum Kai hinüber. Er bestellte das Sonderangebot: 1 Pott Kaffee + 1 Bockwurst mit Brötchen für 2.90 Euro. Etwas aus der Zeit gefallen, dachte er bei sich, aber schön. Die Sonne fiel flach in den Gastraum und ließ den durch die Touristen aufgewirbelten Staub flimmern. Alle Farben glitten in leuchtendes Sepia hinüber. Die Stühle mit den königsblauen und purpurroten Bezügen verwandelten die Kantine in einen Warteraum für Könige.
Li CiWen beobachtete die Ankömmlinge. Er kannte sich ein wenig mit deutschen Dialekten aus. Neben denen ohne Dialekt waren die meisten Besucher Sachsen, gefolgt von Berlinern. Doch er hörte auch den breiten hessischen Dialekt, säuselndes schwäbisch und eine fränkische Reisegruppe aus Nürnberg, wie man dem Gruppenfähnchen entnehmen konnte. Das war nichts im Vergleich zum chinesischen Massentourismus, aber die Richtung war schon mal eingeschlagen. Zur Hochsaison würde er nicht auf die Insel fahren wollen.
Unter all den Sprachen und Dialekten hörte er auch ein akzentuiertes Englisch. Er blickte sich nach der Quelle um und entdeckte zwei Männer in den Enddreißigern – durchtrainiert, hochgewachsen, Bürstenschnitt. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn die nicht aus Lim Toks altem Verein stammten, dachte Li CiWen. Die beiden holten sich eine Cola und kamen dann zielsicher auf ihn zu und fragten, ob an seinem Tisch noch alles frei wäre. Lächelnd wies er auf die freien Plätze. Immerhin versuchten sie, wenn auch mit wenig Talent, Touristen zu spielen. Sie fragten ihn, ob er ein Hotel empfehlen könne, wie oft er schon auf der Insel war, woher er denn komme und vieles mehr. Li CiWen ging auf den Small Talk ein und erzählte in einem brüchigen Englisch, dass er beruflich hier sei, er arbeite in der Tourismusbranche, Hotels kenne er keine, wäre auch sein erstes Mal und dass er aus Xiamen komme, welches die Engländer als Amoy kennen. Er kannte sich in englischen Dialekten nicht so gut aus und war froh, wenn er per Zufall Schotten, Iren, Waliser und Londoner auseinanderhielt, doch er beschloss, einen Schuss ins Blaue zu wagen.
„Ihrem Dialekt entnehme ich, dass Sie aus Kent stammen. Sind Sie aus Canterbury? Oder Maidstone?“, schob er hinterher. „Ich war mal dort, bei einer Bekannten. Oh Mann, was haben wir für Mengen Apfel-Cidre getrunken. Ich konnte mehrere Tage nicht aus dem Haus.“
Er sah den beiden an, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Das war das Problem mit diesen Engländern: Das spezielle Englisch der Chinesen, deren Größe und das stets freundliche Gesicht, lösten bei ihnen eine spezifische Überheblichkeit aus. Li CiWen nannte das in seiner Küchengenetik das Empire-Gen. Es gab eine Zeit, da hatte er sich darüber geärgert. Doch im Laufe seines Berufslebens hatte er gelernt, dass die, die dieses Gen machen ließen, sich mehr schadeten, als sie Li ärgern konnten. Diese beiden Geheimdienstler unterschätzen ihn, und das war gut so. Sie verloren ihr Interesse an ihm und das Gespräch schleppte sich aus reiner Höflichkeit bis zur Durchsage des Kapitäns hin, dass sie gleich Vitte erreichen würden. In Touristenmanier zog er sich an, nahm seine Kamera heraus und fotografierte die Ankunft. Unter den scheinbar wahllos geschossenen Bildern waren ein paar schöne Porträts der Engländer, die sich zu spät weggeduckt hatten. Li CiWen winkte ihnen freundlich zu und hob den rechten Daumen in die Höhe. Sowie er einen Internetanschluss zu fassen bekam, musste er Meyerfeld die Bilder mailen.
In Vitte hatten sich ebenfalls viele Menschen am Anleger versammelt. Kein Wunder, saßen doch einige hier die letzten Tage unfreiwillig fest. Eigentlich eine unangenehme Situation. Dennoch herrschte am Pier Volksfeststimmung. Man rief sich gegenseitig Wörter zu, die Li nicht verstand. Irgendwas mit zu spät kommen. Die Leute auf dem Schiff, als auch die an Land, lachten. Das war ein freundlicher Tag und ein dazu passender Empfang. Die wenigsten wussten, dass vor ein paar Stunden jemand auf der Insel ermordet worden war. Li CiWen beobachtete die Gesichter am Anleger genau. Eine Person fiel ihm auf. Sie stand mitten in der Menge, war jedoch nicht von der allgemeinen Fröhlichkeit erfasst. Er kannte das Gesicht von Fotos. Doch jetzt, wo er sie in natura sah, wurde ihm etwas klar, dass schon lange in seinem Gehirn herumspukte. Das Gesicht gehörte zu Christine Thomas, die gerade versuchte, zu fliehen.
Auf der Kaizunge neben dem Schiff stand ein Polizeiwagen. Er erkannte Melanie Veit. Es war offensichtlich, dass sich die Thomas vor den beiden zu verstecken suchte. Mit etwas Glück konnte es ihr gelingen, sich auf diese plumpe Weise davon zu machen. Er beschloss, zu handeln. Li ging nach hinten, an den Schluss der Schlange, die das Boot verlassen wollten. Direkt neben ihm stand der Polizeiwagen auf dem Pier. Er brauchte gar nicht viel herumzuhampeln. Melanie Veit erkannte ihn sofort. Sie hatte eine Kamera um den Hals und machte von den Ankömmlingen und Abreisenden Fotos. Ihm spendete sie auch eins. Er war sich jetzt ihrer Aufmerksamkeit sicher. Die meisten waren schon vom Boot herunter. Der Strom der Nachzügler war dünn. Li CiWen ging direkt auf Christine Thomas zu und stellte sich vor sie. Freundlich redete er sie auf Kantonesisch an.
„Hallo, das ist aber eine Überraschung. Ich dachte, ich wäre der erste und einzige Chinese, der diese Insel entdeckt hat. Hatten Sie einen schönen Urlaub und können Sie mir was empfehlen, was ich mir unbedingt anschauen sollte? So von Chinese zu Chinese?“
An ihren Augen erkannte Li CiWen, er hatte sie mit seinem Redeschwall in Panik versetzt. Sie hatte sich ausgezeichnet im Griff und ließ sich nichts weiter anmerken.
Christine Thomas antwortete in sauberem Englisch der Kenter Oberschicht: „Tut mir leid, mein Herr, Sie müssen mich verwechseln. Ich kann Ihnen nicht helfen. Kann ich jetzt bitte an Bord gehen?“
Sie packte ihren Rollkoffer und wollte sich an Li vorbeidrücken, da tauchten die Kriminalhauptkommissarin und ihr Kollege neben der Ausreißerin auf.
„Oh, wie schön, Sie auch hier zu treffen, Frau Veit“, gab Li den Ahnungslosen. „Ist das nicht ein herrlicher Tag. Ich kann’s gar nicht erwarten, in der Pension Hinrichs mein Lager aufzuschlagen.“
„Werden Sie abgeholt, Herr Li? Wenn nein, nehmen wir Sie gerne mit. Die Dame hier wohnt in derselben Pension und muss noch einen Augenblick auf der Insel ausharren.“
Melanie schaute ihm intensiv in die Augen. Er hielt stand, doch er sah, sie kaufte ihm den Clown nicht ab.
„Nein, nein … also doch … ich meine, ich werde abgeholt. Maren wartet da drüben schon auf mich. Dennoch vielen Dank für das Angebot. Also dann, auf Wiedersehen und vielleicht treffen wir uns ja mal zum Fischessen?“
Lis Charmeoffensive prallte an Melanie ohne jeden Kommentar ab. Er ging zu Maren, die die ganze Szene beobachtet hatte. Zum Glück hatte er nur leichtes Gepäck. Es war nicht weit bis zur Pension, doch von dem Schnee war nur Matsch auf dem Kopfsteinpflaster übrig. Der Koffer rumpelte laut über die Straße und Li musste aufpassen, nicht auszurutschen. Auf dem Weg zur Pension überholte sie der Polizeiwagen und bog Richtung Station ab. Li erzählte Maren von seiner Entdeckung, die er eben an dem Pier gemacht hatte.
Maren ihrerseits berichtete: „Du hattest mit deiner Ahnung recht. Leider konnten wir das Unglück nicht abwenden. Wir hatten die beiden aus den Augen verloren. Als der Jogger dann Arnim fand, war uns alles klar. Mit ein bisschen Glück … ähmm und moderner Spionagekameratechnik … haben wir das Notizbuch und die Tatwaffe gefunden und an uns genommen.“
„Autsch“, sagte Li CiWen. „Ich mag mir gar nicht vorstellen, was die Kommissarin denkt, wenn sie die Dinge bei euch findet.“
„Wird sie nicht!“, sagte Maren. „Außerdem legen wir bei nächster Gelegenheit die Tatwaffe zurück ins Versteck. Das Notizbuch natürlich nicht. Darum werden sich die Drei Siegel kümmern. Ich habe Meyerfeld schon angerufen. Aber ich bezweifle, dass er während die Untersuchungen im Gange sind, hier auf der Insel erscheinen wird. Außerdem hoffe ich, mein Lieber, dass du dir etwas Zeit mitgebracht hast.“
„Mal was ganz anderes, bekomme ich in der Pension ein Zimmer oder wo werde ich schlafen?“, fragte er mit Hintergedanken.
„Ich habe eine Wohnung in der Pension. Das Sofa ist noch frei“, sagte sie mit einem Lächeln, das keinen Zweifel daran aufkommen ließ, dass das Sofa bei seinem Aufenthalt keine Rolle spielen würde.
„Sofa gefällt mir gut!“, sagte er und küsste sie auf den Mund.
So, jetzt weiß es die ganze Insel – die Hinrichs hat ’nen Neuen, dachte Maren.
Als sie in der Pension ankamen, zeigte Maren Li CiWen sein neues Zuhause. Er machte sich frisch und wollte gerade mit Maren einen Longjing-Tee trinken, da klingelte das Haustelefon.
„Die Polizei ist da“, sagte Charlotte kurz.
Sie gingen zur Rezeption hinunter.
„Hallo, Frau Hinrichs. So schnell sieht man sich wieder. Die Frau Thomas bleibt noch einen Augenblick auf Hiddensee. Wir haben sie jetzt bei uns einquartiert. Ich nehme nicht an, dass sie offiziell ausgecheckt hat?“
„Nein, hat sie nicht“, mischte sich Charlotte ein. „Ich habe ihr Verschwinden nicht bemerkt. Wenn, dann hätte ich dir sofort Bescheid gesagt. Wir hatten heute Morgen einen kleinen Andrang hier, weil die Leute zur Fähre wollten. Da ist sie vermutlich durch die Hintertür raus. Die kann ich von der Rezeption aus nicht sehen.“
„Na, wie auch immer. Wir möchten ihr Zimmer noch einmal sehen. Vielleicht hat sie ja was zurückgelassen, dass sie in ihrer neuen Unterkunft gebrauchen könnte. Wenn die Spurensicherung bei den Reeschs fertig ist, kommen die nochmal hier lang. Ich denke, dass uns eine gründliche Durchsuchung zu neuen Erkenntnissen verhelfen wird.“
„Klar“, sagte Charlotte, „glaube ich auch. Eine Sache hätte ich noch: Du erinnerst dich doch daran, was ich zur Mitgliedschaft in den Triaden gesagt habe. Du solltest unbedingt mal die Eltern von Frau Thomas und ihre Herkunft durchleuchten. Ich habe da so ein Gefühl.“
Melanie sah sie an. Dann ging ihr Blick zu Li CiWen, der ihr zunickte. Was war das hier für ’ne komische Nummer, fragte sie sich. Treder spürte die unterschwelligen Vibrationen dieses Gesprächs.
Er sagte: „Melanie, ich kann das mit dem Zimmer allein machen und komm dann zur Station nach. Okay?“
„Alles klar, ich nehme den Wagen.“
Li CiWen und Maren begleiteten Treder in das Zimmer der Thomas‘. Der wollte gerne allein sein, doch Li fragte ihn so naiv er konnte, ob das denn in Deutschland überhaupt rechtens sei, so ohne Zeugen ein Zimmer zu durchsuchen. Treder seufzte hörbar auf. Wie Li gehofft hatte, untersuchte er das Zimmer nur oberflächlich und verließ es nach fünf Minuten wieder. Dann rief er bei der Spurensicherung an. Erleichtert nahm er zur Kenntnis, dass die bei den Reeschs fast fertig waren. Er steckte den Hotelschlüssel ein, versiegelte das Zimmer und ging dann ebenfalls zur Station.
Kaum war Treder aus dem Blick, da zogen sich Maren und Li Handschuhe über. Er riss das Siegel ab. Maren machte sich daran, die Papierfetzen restlos zu entfernen. Charlotte kam in Handschuhen mit einem schwarzen Samtbeutel zu ihnen hoch. Im Badezimmer gab es zwei magnetisch befestigte Fliesen, wie in vielen Bädern, die für Reparaturarbeiten an der Installation gedacht waren. Eine war in der Badewanne und wurde bei der letzten Durchsuchung geöffnet. Die andere befand sich direkt unter der Decke in der Dusche. Die blieb seinerzeit unentdeckt. Li nahm sie heraus und deponierte den Beutel in dem Hohlraum. Dann setzten sie die Fliese wieder davor, allerdings leicht schief, sodass man diesmal davon ausgehen konnte, dass eine Spurensicherung sie finden musste. Sie überprüften nochmals akribisch die Tür und das Bad auf Spuren, die sie eventuell zurückgelassen haben konnten. Zufrieden schloss Li die Tür und klebte ein originales Siegel an. Wenige Minuten später hielt das Auto des Doktors mit den Spurensicherern vor der Tür.